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Buddhistische Kultur in Sri Lanka

von Rambukwella Devanada Thera

Eine buddhistische Gemeinde besteht aus Mönchen und Nonnen (bhikkhu und bhikkhuni) und Männern und Frauen (upasaka und upasika). In Sri Lanka sind 76% der Bevölkerung Buddhisten (Singhalesen). Die übrigen Einwohner sind Hindu (Tamilen), Christen oder Muslime. Es gibt etwa 30.000 buddhistische Tempel, denn fast jedes Dorf hat seinen eigenen Tempel. Die meisten Buddhisten haben engen Kontakt zu ihrem Tempel.

Bei den Mönchen werden zwei Traditionen unterschieden: Die in einem Waldkloster oder in Meditationszentren lebenden Mönche werden Aramavasi (die im Wald Wohnenden), die in Dörfern oder Städten lebenden Mönche werden Gamavasi (die im Dorf Wohnenden) genannt.

Die Aramavasi führen ein einfaches Leben. Sie wohnen in Höhlen oder in ganz einfachen Meditationshütten (Kuti). Vor langer Zeit hatten die Mönche sich von Blättern und Früchten ernährt. Wenn sie erkrankten, haben sie sich mit Pflanzen kuriert. Einige im Wald lebende Mönche gehen heute noch mit ihren Essensschalen auf Almosengang (Pindapaata) in die Dörfer und erhalten von den Bewohnern ihr Essen, das sie dann im Kuti zu sich nehmen. Andere Mönche gehen zu einer Speisehalle im Wald in der Nähe eines Meditationszentrums, zu der die Dorfbewohner Speisen bringen. Diese Mönche nehmen keine soziale Aufgaben wahr, so dass sie viel Zeit für ihre Meditation haben.

Die Gamavasi haben einen eigenen Tempel, zu dem ein Gebäude mit Buddhastatuen und zahlreichen Gemälden gehört, die das Leben und die Erleuchtung des Buddha darstellen. Außerdem befinden sich dort ein Bodhibaum, eine Pagode, eine Vortragshalle, eine Glocke und Häuser, in denen die Mönche wohnen (siehe rechte Spalte).

Die Gamavasi sind für die Belange der Dorf- bzw. Stadtbewohner zuständig, die ihrerseits engen Kontakt zu den Mönchen haben. Ihre Aufgaben sind überwiegend religiöser Natur. Ist beispielsweise eine Frau schwanger, so lädt ihre Familie einige Mönche ein, damit sie Texte für eine gesunde Geburt rezitieren. Ist das Baby dann drei Monate alt, so bringt die Mutter ihr Kind zum Tempel. Haben die Kinder Lesen und Schreiben gelernt, so werden sie vom Abt des Tempels mit kleinen Aufgaben betreut. Soll beispielsweise eine Prüfung erfolgreich abgelegt werden, so wird im Tempel eine Puja (andachtsähnliche Handlung) am Fuße des Bodhibaums gehalten. Bei einer Puja werden dem Buddha Obst, Getränke und Blumen dargeboten, es werden Öllampen angezündet und Sutren ("Gebete") rezitiert. In einigen Bezirken werden die Mönche auch zu Hochzeiten eingeladen, wo sie für das Ehepaar eine Zeremonie für ein langes und gutes Leben veranstalten.

Die Mönche besuchen auch Kranke zu Hause oder im Krankenhaus, wo sie für ihre Heilung besondere Sutren rezitieren, geweihtes Wasser anbieten und ein Schutz- und Glücksband (Pirit Nul) um ihr rechtes Handgelenk binden.

Ist ein Mensch gestorben, wird er entweder zu Hause oder auf dem Friedhof beerdigt. Dazu werden Mönche eingeladen, die eine Rede über den Verstorbenen halten, das Leben erklären, die Lehre des Buddha (Dhamma) vortragen und über Vergänglichkeit sprechen. Am Abend des sechsten Todestages besucht ein Mönch die Familie des Verstorbenen, um etwa eine Stunde den Dhamma zu erklären. Am nächsten Tag bringt die Familie Frühstück zum Tempel. Zunächst wird eine Buddha-Puja abgehalten, dann erhalten die Mönche ihr Frühstück. Zum Mittagessen gehen die Mönche mit Reliquien zu der Familie des Verstorbenen, um dort eine Zeremonie abzuhalten. Danach erhalten sie ein besonderes Geschenk, das Atta Parikkara. Es besteht aus acht (atta) Teilen: einer Bettelschale (Almosenschale), zwei Roben, einer kleinen Robe zum Umwickeln, einem Sieb, einer Rolle Bindfaden, einer Nähnadel und einem gelben Band als Gürtel (siehe rechte Spalte).

Es wird angenommen, dass ein Laie, der einem Mönch ein Atta Parikkara gemacht hat, dadurch u.U. Erleuchtung erlangen kann. Sollte er in einem späteren Leben dem zukünftigen Buddha begegnen, würde dieser zu ihm sagen: "Ehi passiko! (komm und sieh!)" In diesem Augenblick würde er selbst ein Atta Parikkara erhalten und ein sechzigjähriger Mönch sein. Kann jemand während seines Erdenlebens keinem Mönch ein Atta Parikkara spenden und begegnet in seinem späteren Leben dem zukünftigen Buddha, wird auch ihm der Buddha sagen: "Ehi passiko!". Er erhält jedoch kein Geschenk und der Buddha wird sagen: "Besorge dir ein Atta Parikkara und komme mit dem Geschenk zu mir." In diesem Augenblick wäre er sofort ein alter weiser Mönch. Diese Mönche werden Arahats (Erleuchtete) genannt.

Es kann aber auch ganz anders kommen. Es könnte ihm beispielsweise ein Unglück zustoßen, während er auf der Suche nach einen Atta Parikkara ist. So stirbt er und wird kein Arahat. Geringfügiges unheilsames Karma kann durch das Anbieten eines Atta Parikkara getilgt werden. Deshalb machen die Dorfbewohner den Mönchen bei jeder Zeremonie ein solches Geschenk. Außerdem spendet jede Familie eines Dorfes ein Mal im Monat dem Tempel Speisen, sowie Tee, Zucker, Räucherstäbchen und Öl für die Lampen.

Gedenkzeremonien für Verstorbene werden nach 90 Tagen (3 Monaten) und nach einem Jahr veranstaltet. Die Mönche rezitieren die ganze Nacht Sutren und die Anwesenden lauschen andächtig diesen einmaligen Klängen. Wenn ein neues Haus bezogen wird, bei einer öffentlichen, geschäftlichen oder privaten Neueröffnung, zu einem Jubiläum usw. werden ebenfalls besondere Zeremonien veranstaltet. Fünfzehn bis 150 Menschen, sowie die eingeladenen Mönche nehmen an einer derartigen Zeremonie teil.

Weitere Zeremonien finden an den Vollmondtagen (poya) statt. Ein Mönch lässt morgens um 5 Uhr die Glocke läuten. Um diese Zeit gehen meistens ältere Menschen in den Tempel. Sie verpflichten sich in Gegenwart eines Mönches, an diesem Tag 8 oder 10 Verhaltensregeln (atta sila oder dasa sila) einzuhalten. Anschließend findet eine Puja statt. Danach erhalten die Mönche ihr Frühstück.

Am Vollmondtag hat jeder Tempel ein Programm vorbereitet, denn im Laufe des Tages besuchen viele Menschen den Tempel. Ein bis drei Mal wird ind Vortragshalle der Dhamma erklärt, es wird meditiert und abends wird unter dem Bodhi-Baum eine Puja veranstaltet. Ein Mönch rezitiert auf Pali und singhalesisch Verse, die von den Teilnehmern nachgesprochen werden. Diese besondere Puja soll gegen astrologische Störungen, d.h. schlechte Planetenkonstellationen, helfen. Verschiedene Organisationen spenden Mittagessen für die Mönche und die Teilnehmer, die die acht oder zehn Verhaltensregeln einhalten. An jedem Vollmondtag werden von den Medien vorwiegend buddhistische Programme gesendet.

Das Vesakfest, an dem alle Buddhisten teilnehmen, wird am Vollmondtag im Mai gefeiert. An diesem Tag soll Prinz Siddharta geboren, erleuchtet und ins Parinibbana eingegangen sein. Einige Organisationen spenden dem Tempel Speisen und Getränke und beschenken die Menschen auf der Straße. Überall sind die Häuser mit bunten Lampen und selbst gebastelten Laternen verziert, die Bäume sind dekoriert, so dass ganz Sri Lanka so leuchtet wie Europa zu Weihnachten. 25-35 m hohe Buddhabildnisse (Torana), auf denen Episoden aus seinen früheren Leben zu sehen sind, werden in den Städten aufgestellt. Diese werden von kleinen bunten Lämpchen erleuchtet und sind mit wunderschönen Blumen dekoriert. Die Toranas bleiben etwa 2 – 4 Wochen stehen.

Am Vollmondtag im Juni wird ein anderes bedeutendes Fest gefeiert: Poson. An diesem Tag soll König Ashoka seinen Sohn Mahinda, der buddhistischer Mönch und Arahat geworden war, nach Sri Lanka geschickt haben, um den Buddhismus auf die Insel zu bringen. Dieser Tag wird als Geburtsstunde der singhalesischen Kultur, Sprache, Literatur und Agrikultur angesehen. Später soll Sanghamitta, die Tochter des Königs Ashoka, den ersten Bodhi-Baum nach Sri Lanka gebracht haben.

Die Zahnreliquie, die sich jetzt in Kandy befindet, wurde zu Beginn des 4. Jh. n. Ch. von Prinzessin Hemamala aus Indien auf die Insel gebracht und ihr in Anuradhapura ein Tempel gebaut. Im Jahre 401 u. Zt. kam der Mönch Pahiyan (Fa-Hien oder Fa-hsien) aus China nach Sri Lanka. Er wohnte dem in Anuradhapura gefeierten Dalada Perahara (Fest der Zahnreliquie) bei und beschrieb es in seinem Buch "Die Reise des Pahiyan", das unter anderem auch ins Singhalesische übersetzt wurde. Heute wird dieses traditionelle Fest in Kandy gefeiert, wo sich die Reliquie nun befindet. Über 100 festlich geschmückte Elefanten laufen mit traditionellen Trommlern durch die Stadt. Einer der Elefanten trägt auf seinem Rücken die Zahn-Reliquie.

Ein weiteres Fest, das Kathina, wird nach der Regenzeit gefeiert. Ganz früh am Morgen kommen die Buddhisten zum Tempel oder fahren mit ihrem Wagen dorthin, um den Mönchen Geschenke zu machen.

Quelle: Dhammaduta, 11. Jg., Nr. 1, Seiten 22-23 (Mai 2007)

Buddhistisches Kloster
Gebäude, die zu einem buddhistischen Kloster in Sri Lanka gehören:


Tempel, Stupa

Bodhibaum

Bodhibaum

große Glocke

Vortragshalle

Vortragshalle während einer Dhamma-Erklärung

Bibliothek und Abtshaus

Wohnhaus für Mönche


"Atta Parikkara"
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