über Sri Lanka - Tsunami zerstört Denuwala Logo

Endloses Warten

Zusammenfassung von Winfrid Liebrich

26. 12. 2004
Erste Meldungen über das Seebeben laufen über die TV-Sender. Auch Sri Lanka ist betroffen. Bilder der Verwüstung werden gezeigt. Sofort versuchen wir in Denuwala in der Villa Gaetano anzurufen. Die Leitung ist tot. Wir wissen nicht, was mit unserem Freund Gamini Hapuarachchi, dem Besitzer und seine Gästen ist. Auch Gerhard Berndt ein Freund aus Braunschweig, war über Weihnachten in der Villa.

Banges Warten am TV. Es sind immer wieder die gleichen Bilder. Also nichts Neues! Ich hänge mich an das Internet. Auch das bringt nichts. Die Online-Zeitungen in Sri Lanka haben noch nicht reagiert oder sind unterbrochen.

Gamini und Gerhard
Gerhard Berndt (links) und Gamini Hapuarachchi

Wir versuchen Information über den Zustand im Süden zu erhalten: Die Hotline des Auswärtigen Amtes gibt's noch gar nicht, obwohl sie immer wieder eingeblendet ist. Dann kommen wir durch: Die Leitung sein überlastet, meinte eine freundliche Stimme. Wir sollten es später noch mal versuchen und - klack - die Leitung ist unterbrochen. Erneuter Versuch. Das Gleiche. Die haben nicht mal `ne Warteschleife eingerichtet, schimpfe ich. - Auch über E-Mail erhält man nichts als eine banale Responderantwort. Nicht einmal daran wurde gedacht!

Verzweifelt sende ich E-Mails an eine uns bekannte Firma in der Nähe von Denuwala. Sie liegt außerhalb der betroffenen Zone… Es kommt keine Antwort.

27. 12. 2004
Erste Meldung über den Süden Sri Lankas tauchen im Internet auf. Ein Reporter der Washington Post berichtet, wie er in der Bucht von Weligama schwimmend von der Flutwelle überrascht wurde. Die Welle überspülte die Küstenstraße und ergoss sich in die Häuser. - Die Galle-Colombo Straße sein überflutet und verwüstet, hieß es in einem anderen Bericht. Die Welle habe Häuser und selbst einen Zug mit sich gerissen.

Gegen Mittag versuchen wir Bekannte in Braunschweig anzurufen. Man sagt uns, Gerhard hätte eine andere Bekannte angerufen. Dort entlich erfahren wir, dass Gamini und alle seine Gäste überlebt haben. Alle seien bei seinem Schwager in Unawatuna untergebracht. Schließlich erfahren wir über fünf Ecken, die Telefonnummer des Schwagers. Ein kurzer Kontakt bringt Gewissheit: Gamini und seine Familie leben. Denuwala gibt es nicht mehr! Nur die Ruine der Villa sein am Strand zu sehen…

Denuwala in Trümmern
Zerstörtes Denuwala

28. 12. 2004
Jede Menge E-Mails treffen bei mir ein, von überall her aus Deutschland, Italien, Australien, England… Alle wollen wissen, was los ist. In Gamini's Website bin ich als Ansprechpartner genannt... Ich schalt eine Nachrichtenseite: Die Villa und Denuwala sind zerstört, aber Gamini und seine Familie haben überlebt. - Die Meldungen, ob wir mehr wissen, reißen nicht ab!

Aus Braunschweig treffen endlich neune Nachrichten ein. Wir versuchen erneut mit Unawatuna zu telefonieren. Schließlich kommen wir durch. Aus den Berichtsfetzen lässt sich ein noch ungenaues Bild formulieren:

Gerhard und eine Bekannte wollten am 26. 12. gerade schwimmen gehen, weil "das Meer so schön ruhig war". Sie kleideten sich um, und als sie wieder zum Balkon hinaus sahen, erblickten sie die heranrollende Flutwelle. Gamini schrie: "Nur weg hier!" Sie rannten buchstäblich vor dem Wasser dem Berg zu.

Denuwala - Suchen nach Überlebenden
Denuwala - Suchen nach Überlebenden

Wie durch ein Wunder retteten sich viele Menschen, drunter Gamini und seine Gäste, in den auf der Höhe gelegenen Tempel. Viele hatten "nur nasse Füße bekommen", aber lediglich das bei sich, was sie am Leib trugen. Erst an den Mauern des Tempels hielt das Wasser inne.

Es sieht grauenhaft aus in Denuwala. Die Bahnschienen wurden aus der Erde gerissen und liegen in den angrenzenden Grundstücken. Der Ort ist verwüstet; Bäume umgestürzt. Weit und breit steht nur noch Gamini's Villa Gaetano, aber als Ruine. Sechs oder zehn Meter sei die Welle hoch gewesen. Sie fegte durch das Haus und riss alles mit sich: Telefon, PC, Einrichtung, Küche, Autos... Anbau und Garage sind zerstört. Die Mauer zur Straße hin gibt es nicht mehr. Ob das Haus unterspült ist, wissen wir nicht.

Einige Gäste retteten später ihre Papiere aus dem Zimmersafe. Alles andere war weg. Manchen reichte das Wasser bis zur Brust. Gerhard stand später fassungslos im Sand: "Meine Wäsche, meine Wäsche ist weg!" Er hatte gerade Wäsche zum Trocknen ausgehängt...

Alle Gäste verbrachten eine Nacht in Unawatuna und wurden dann mit einem Bus über das Hochland nach Colombo gefahren: Die Küstenstraße von Galle bis Colombo ist ein einziger Trümmerhaufen und nicht zu passieren.

Die in Küstennähe liegenden Dörfer und Vegetation zwischen Denuwala und Galle sind zerstört. In Galle sind Häuser eingestürzt und die Schiffe an Land geworfen. Drüber wird ja inzwischen in den Medien berichtet.

Von Gamini's Freunden wissen wir nur, dass Albert und Dawe am Leben sind. Sumanee's Frau hat die ungeheure Welle mit ins Meer gerissen. Die Rückflut war so stark, dass man bis zu der vorgelagerten Insel und dem Riff hätte gehen können!

Welle rollt auf Ort zu
Flutwelle rollt auf einen Ort zu

29. 12. 2004
Erste Gäste der Villa treffen in Deutschland ein und berichten Widersprüchliches: Die Welle sei 5-6, nein 8-10 Meter hoch gewesen, sagen andere. Sie sei durch das Haus gerast und hätte alles mitgenommen. Alles sei total kaputt. Alles sei weg, Gepäck, Kleider… Nur die Papiere und das was sie anhatten, sei gerettet. Übers Hochland - stundenlange Fahrt - wären sie mit einem Bus mit anderen Touristen nach Colombo gebracht worden. Die vom Nachbargrundstück seine alle tot, das Haus und alles weg. Denuwala gibt es nicht mehr...

Ein Freund von Gamini berichtet am 29. 12. 2004 per email:
"Am Montag bin ich dann nach Denuwala runtergefahren - da die ganze Küstenstrasse unpassierbar ist & die Polizei auch alles abgesperrt hat, musste ich über das Landesinnere fahren. Die Fahrt nach Denuwala hat fast 8 Stunden gedauert, und ich habe es nur der Mithilfe von einem Einheimischen vom Hotel, der mitgefahren ist & der Familie in Ahangam hat, zu verdanken, dass wir überhaupt zur Villa Gaetano und zu unserem Haus vorgedrungen sind! Was ich dort gesehen habe, hat mich in einen Schockzustand versetzt - wie nach einem Bombenangriff - gespenstisch, keine Menschenseele zu sehen. In der Villa Gaetano habe ich nur die beiden Hunde angetroffen, die mich auch wieder erkannt haben. Ich habe dann versucht über die Eisenbahngleise zu unserem Haus vorzudringen - fast unmöglich, die Holzdielen, und der gesamte Bahndamm weggerissen & und die eisernen Dielen liegen verbogen mehrere Meter landeinwaerts."

Gerhard berichtet: